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FABRICIUS-KLINIK, REMSCHEID

Bildergalerie -klick-


Ort 42853 Remscheid - Innenstadt
Adresse Brüderstr. 65
Standpunkt ...


Datum 1920
Ereignis /
Beschreibung
In der Klinik arbeiten Dominikanerinnen. Die Chronik zum 100jährigen Wirken berichtet auch über den März 1920 in Remscheid, wo "die kommunistischen Unruhen ausbrachen", die das ganze Rheinisch-Westfälische Industriegebiet betrafen (heutigen Ruhrgebiet, Wuppertal, Bergisches Land, Düsseldorf ...)

Zu dem Kapp-Putsch und den Unruhen wird im allgemeinen berichtete:
"Es steht fest, dass der Kapp-Putsch den Marxisten jeder Schattierung als Signal zum "Losschlagen" diente. Auf der anderen Seite wollte und musste man einer Diktatur des Proletariats und den Gefahren des Bolschewismus entgegentreten.
So wurden zu diesem Zweck Freikorps gebildet, beispielsweise die Freikorps Lützow, Hacketau und Zeitfreiwilligenkorps." [1]

Man könnte nach dieser Formulierung annehmen das sich diese Freikorps 1920 zu Verteidigungszwecken gegründet hätten.

Das Freikorps Hacketau -klick- -klick- wurde bereits 1919 in Recklinghausen gegründet und ging im ganzen Ruhrgebiet gewaltsam gegen Erhebungen und Streiks vor. Beim Ruhraufstand ist das Freikorps bereits in Elberfeld (heute Wuppertal) gewaltsam gegen die Arbeiter im Generalstreik vorgegangen (Nr. 057). [2]
Nach Verlusten zog sich die Einheit nach Remscheid zurück.
Gegründet wurde das Freikorps von oder auf Anregung vom späteren SA-Gruppenführer Walther Stemmes, der sich zeitweise mit seiner Berliner Sicherheitspolizeit auf die Seite des Kapp-Putsch stellte. Ein Mitglied soll der später hochdekorierte Generalfeldmarschall und Kriegsverbrecher Walter Model gewesen sein. [4]

Das Freikorps Lützow -klick- -klick- wurde ebenfalls schon 1919 gegründet, sogar im fernen Berlin. Dort hatte es mit anderen Freikorps im März 1919 bei den Berliner Märzkämpfen und danach bei der Niederschlagung der Münchener Räterepublik die ersten Einsätze; es wurden über 1.000 Menschen getötet. [5]

Über den Zeitrahmen der Kämpfe und die Opfer wird wie folgt berichtet:
"In Remscheid sind bei den Märzkämpfen hauptsächlich am 18., 19. und 20. März von diesen Freikorps insgesamt 58 Kämpfer gefallen. Auf dem Friedhof in Remscheid-Reinshagen ruhen vom Freikorps Lützow 25, vom Freikorps Hacketau 14 und von den drei anderen Formationen je ein Gefallener." [1]

Das Grab und Ehrenmal der Freikorps kann man auf dem Friedhof besichtigen (Nr. 061).

"Auch die Verluste der Kommunisten waren nicht gering." [1]
Ein Grab oder ähnliches ist mir leider bisher nicht bekannt. Aber im Stadtpark steht eine Statue eines Kämpfers der einen gefallenen Kameraden hält (Nr. 060), mit der Inschrift "Den Kämpfern für die Freiheit, den Verteidigern der Demokratie."

Den Beginn der Kämpfe und die Versorgung der Verwundeten die in die Klink gebracht werden wird ausführlich dargestellt:
 
" Am frühen Morgen bot sich schon ein trauriges Bild. Auf dem Hause von Frau Witwe Haas vor der Klinik standen Maschinengewehre. Über die Wege waren Stacheldrähte gezogen. Die Kommunisten wüteten schon. Zuerst wurden schnell die am Abend vorher festlich gedeckten Kaffeetische abgeräumt. Hin und wieder hörte man schon das Knattern der Maschinengewehre." [1][5]
 (...) "Mit erhobenen Händen musste er [der Pfarrer] den Weg vom Pfarrhaus zur Klinik zurücklegen. Gott Dank, dass er zur Stelle war. Er hat manchem Sterbenden an diesem Tage beistehen können. (...) ... dröhnte plötzlich gewaltiger Kanonendonner.
Kurz darauf brachte man die ersten Toten in die Klinik. (...) Auf der 1. Etage hatte schon eine Kugel ein Fenster zertrümmert und eine Patientin gestreift, die in dem Saal lag. Der Kranken bemächtigte sich eine große Angst und Unruhe. (...) Schwestern und Hausangestellte waren musterhaft auf ihrem Posten. Niemand dachte an seine eigenen Bedürfnisse, bis die Kranken alle versorgt waren. Die meisten hatten bis Mittag noch keinen Bissen zu sich genommen. Mittlerweile war das Haus derart mit Toten und Verwundeten angefüllt, dass nur die Schwerkranken wieder auf die Station gebracht werden konnten. Die Leichtkranken waren unter militärischem Schutz nach Hause gebracht worden, damit die Betten für die
Verwundeten zur Verfügung standen.
Die Klinik hatte die Rote-Kreuz-Flagge gehisst und war nun geschützt. Im Hause selbst hörte man überall das Ächzen und Stöhnen der Schwerverletzten und Sterbenden. Pfarrer Lingnau trat von Bett zu Bett und übte sein priesterliches Amt aus. Auf den Fluren lagen auf Matratzen und Strohsäcken Verwundete, in den Betten selbst nur Sterbende. Hatte einer den letzten Atemzug getan, so legte man den nächsten Sterbenden in das freie Bett. (...) Der Herrgott weiß, was die Schwestern in diesen
Tagen und Stunden seelisch gelitten haben, als Bürger gegeneinander kämpften und Bruder den Bruder erschlug."
[5]

Interessant ist die Sicht der Schwestern auf die Kommunisten, und die Darstellung der Genossinen der linken Kräfte, sowie die Sicht auf ihr eigenes Handeln:

"In der Leichenhalle lagen die Toten schließlich übereinander. In der Nacht wurden sie auf Lastwagen abgeholt. Es handelte sich meistens um Kommunisten aus Hagen und Schwelm. Furchtbar war es anzusehen, wie man hier mit Leichen umging; sie wurden einfach auf die Wagen geworfen. Steife Gliedmaßen ragten empor. (...).
Alles Gefühl bei diesen Unmenschen schien erstorben zu sein. In der Klinik selbst traten die kommunistischen Frauen mit roten Armbinden herausfordernd auf. Sie wollten die Pflege ihrer Leute übernehmen, aber beim Anblick des Furchtbaren zogen sie sich nach und nach wieder zurück. Es fehlte ihnen an Mut und Opfergeist. Die Schwestern arbeiteten Tag und Nacht mit unermüdlicher Liebe und Geduld. Freund und Feind ließ man gleiche Rücksicht und Pflege erfahren."
[6]



Inschrift ...
Name der Toten
keine Angaben



Links Fabriciusklinik, Festschrift Dominikanerinnen (siehe unten)   -klick-
Quellen 100 Jahre Arenberger Dominikanerinnen in der Fabricius-Klink, Remscheid, Seite 26-28; Hrsg. Arenberger Dominikanerinnen Fabricius-Klinik, Remscheid GmbH, Remscheid, 2004

[1] Dominikanerinnen, s.o. S. 26
[2] Lucas I, S. 207
[3] Wikipedia
[4] Wikipedia
[5] Dominikanerinnen, s.o. S. 27
[6] Dominikanerinnen, s.o. S. 27, 28


Objekt Nr 059
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Beschreibung: Außenansicht der Klinik
Aufnahmedatum: 21.11.2010

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Beschreibung: Ansicht der Brüderstraße, Remscheid
Aufnahmedatum: 21.11.2010





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